Thomas Gier & Christoph Pelz im Interview

Highlights aus Coach on a Couch mit den Gründern Thomas Cap Gier und Christoph Pelz

Für die Abschlussfolge der ersten Staffel von Coach on a Couch haben wir zwei besondere Gäste zum Interview eingeladen: die beiden doozzoo-Gründer. Gemeinsam haben sie 2017 doozzoo gegründet und im Interview ihre Entstehungsgeschichte, die Vision für doozzoo und viele hilfreiche Tipps verraten. Einige Highlights aus dieser Folge sind in diesem Beitrag gesammelt.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, doozzoo zu gründen?

Thomas: „Die Ursprungsidee war eigentlich die Gründung einer Online-Musikschule. Und das geht schon auf 2011 zurück. Meine Frau kam da zu mir: „Wie ist das denn, willst du nicht mal auch online Musikunterricht geben?“

Dann habe ich das versucht, mit den existierenden Tools, wie Skype, Zoom und ähnliches. Dann habe ich natürlich schnell feststellen müssen, dass Sound-Latenz und Workflow… Es gibt keine Tools innerhalb der Plattformen, die einem helfen, Musikunterricht durchzuführen. Dann sind wir schnell dahin gekommen, nach einer neuen Lösung zu suchen, überhaupt das technisch darzustellen und diesem hohen Anspruch, den Musik quasi an die Übertragungstechnologie stellt, gerecht zu werden.

2019 kamen wir halt raus und 2020 kam direkt die Pandemie, dann war [doozzoo] natürlich sehr stark nachgefragt und die Leute brauchten das quasi direkt hundert Prozent, womit wir gar nicht gerechnet haben. Wir haben das eigentlich für den Hybridunterricht gebaut, also für eine fünfprozentige Nutzung geschätzt und dann war das plötzlich in einer ja quasi hundertprozentigen Nutzung. Es kamen sogar Musikhochschulen, Musikschulen und wir mussten Aufnahmeprüfungen umsetzen.

Ja und dann sind wir eigentlich später, 2021, dann von Bechstein Digital übernommen worden und sind jetzt Teil eines großen Teams. Und da freuen wir uns sehr, dass wir jetzt mit einem starken Partner weitere Ideen entwickeln können und freuen uns auf die Zukunft.“

Für wen ist doozzoo geeignet? 

Thomas: “doozzoo ist in erster Linie natürlich für den Musikunterricht entwickelt und war auch traditionell erstmal für den Einzelunterricht, also Einzellehrer und einen Schüler, entwickelt.

Später haben wir das dann für Gruppenunterricht erweitert und natürlich auch für Musikhochschulen, Musikschulen und da auch für verschiedene Anwendungsfälle: jetzt auch für große Gruppen, für Webinare, Seminare und Gruppenunterricht mit den Audiofunktionen von doozzoo und auch zur Abwicklung von Aufnahmeprüfungen oder Abschlussprüfungen. Wir haben da auch schon internationale Aufnahmeprüfungen für die Musikhochschule abgewickelt, recht erfolgreich.”

Was war der Gedanke hinter den Funktionen in doozzoo?

Christoph: “Musik braucht halt noch andere Dinge. Also erstmal kleine Tools wie ein Stimmgerät. Ich muss dem Schüler, vielleicht auch für zu Hause, zum Üben, Tools bieten, wie eben so einen Tuner, ein Metronom. Das ist bei uns eingebaut.

Diese ganzen Apps basieren auf Technologie, die der Browser bereitstellt. Es ist sehr wichtig, dass man nicht spezielle Hard- und Software benötigt, die vielleicht Spezialkenntnisse erfordert, sondern das sollte alles im Browser möglich sein, sodass die Schwelle möglichst kleingehalten wird.

Gleichermaßen war’s aber auch wichtig, dass wir natürlich – und das ist schon auch eine zentrale Komponente – eben diese Videokonferenz als Plattform haben. Auf der einen Seite also all diese Tools stehen in dieser Session, wie wir sie nennen, auch zur Verfügung und dann kommen auch andere Tools mit ins Spiel.

Wir haben einen Player, der sehr mächtig ist. Er kann nämlich mit Latenz auf bestimmter Arten und Weisen umgehen. Er basiert auf einer eingebauten Medienbibliothek, in die man auch beliebige Medien hochladen kann. Also einerseits so was wie Bilder, PDF Dokumente, aber auch Musikdateien, Videos und diese Bibliothek steht sozusagen allen zur Verfügung, offline, also zum Üben und auch online in der Session, sodass man sehr schnell Dinge austauschen kann.

Übrigens gilt für die Darstellung für den Schüler: der Coach kann eben genau bestimmen, wo liegt der Player und jetzt starte ich was, wozu der Schüler dazu spielen kann.”

Welche ist die doozzoo-Funktion, auf die du besonders stolz bist, Thomas?

Thomas: “Eine der wichtigsten Funktionen ist vor allen Dingen die Optimierung der Arbeitsabläufe, des Workflows, und zwar, weil man alle Funktionen inklusive der Medienverwaltung in einer Plattform hat, spart man enorm Zeit, weil man sonst für jede Stunde einzeln das Unterrichtsmaterial administrieren muss.”

Christoph Pelz, Thomas Gier und Aloisia Dauer im Interview zu doozzoo

Was ist die Vision für doozzoo?

Thomas: “Über diese Optimierung der Arbeitsabläufe hinaus und der Medienlibrary wird es auch Optimierungen im Bereich intelligente Lernbegleitung geben. Das heißt, wir werden Tools bauen, die auch analysieren: Was habe ich denn zum Beispiel in welchem Zusammenhang mit dem Schüler genutzt? Jetzt habe ich zum Beispiel Pentatonik gemacht. Welche Stücke passen denn dazu? Mir fällt manchmal im Unterricht auch auf, „hm ich habe doch da dieses und jenes Stück gemacht, aber was war das nochmal?“ Und dann muss ich ja erst wissen, wonach ich suche.

Aber es wäre sehr hilfreich, wenn jetzt quasi die Medienlibrary einem intelligent vorschlägt, was man als nächstes Spielen könnte. Es könnte dir auch noch andere Stücke vorschlagen, die in a-Moll sind, weil automatisch gescannt wird, in welcher Tonart das ist. So in diese Richtung wird es dann gehen.”

Christoph: “Wir denken gerade gar nicht nur aus einer technischen Sicht heraus, sondern auch aus der Sicht, die viel mit dem zu tun hat, was heute das tägliche Tun unserer Kinder einnimmt, nämlich spielen. Und ich meine das jetzt überhaupt nicht negativ, denn spielen, wie in Computerspiele, also Gamification, ein sehr mächtiges Werkzeug, um Motivation zu unterstützen.

Ich sehe, es ist vieles von dem klassischen Unterrichtsmaterial wirklich in die Jahre gekommen und wir brauchen einfach Plattformen wie die, die auch von dem Umfeld ein bisschen näher eben an diesen Erfahrungen und dieser Erfahrungswelt von jungen Menschen sind, um auch die Motivation schlichtweg auf eine andere Art und Weise so anzupiksen.”

Eure Tipps für Lehrer:innen?

Christoph: “Tut’s einfach, weil wir haben ja auch rein technisch die Schwelle so niedrig gemacht, dadurch, dass man eigentlich mit jedem Standard Webbrowser und jeder, denke ich mir, hat spätestens nach der Pandemie irgendwo seinen Rechner zu Hause stehen, einfach doozzoo starten kann. Es gibt unseren FREE Account, wo man auch erstmal gar nichts investieren muss, einfach mal ausprobieren kann und auch dann mit einem offenen Herzen einfach mal versucht, okay, was ist hier drin für mich, für meine Schüler?

Aber ich will auch ausdrücklich sagen, natürlich ist immer das Offline Erleben gerade beim Unterrichten unersetzbar und unser Anspruch war nie, hier irgendwas ersetzen zu wollen. Wir wollen es erweitern. Und das ist das Schöne. Es geht eigentlich um: erweitert es, erweitert euer Unterrichten um neue Möglichkeiten und gebt denen mal eine Chance.”

Thomas: “Also man profitiert eben von der Flexibilität, was man online und in Präsenz kombinieren kann. Als Musikschule kann man seine Raumauslastung entzerren, entsprechend Räume für den Ensembleunterricht mehr vorhalten, sodass man quasi wirklich für den wertvollen Ensembleunterricht und das Zusammenspiel die Räume benutzt und nicht für den Einzelunterricht in dem Ausmaß wie vorher und dann dies mehr online verlagert.

Wir haben viele Feedbacks von Musikschulleitern bekommen zu lerneingeschränkten Kindern. Die können sogar besser im Online-Unterricht lernen! Das ist vielleicht sogar ein neues Forschungsfeld, was sich da eröffnen wird, weil man sich irgendwie besser konzentrieren kann, eben weil der Unterricht über den Bildschirm geht und mit einer gewissen Distanz passiert. So gibt es viele Vorteile, die man nutzen kann. Jeder Einzellehrer und jede Institution muss eigentlich diesen digitalen Weg für sich finden und entscheiden, wo da die Balance ist. Das hängt natürlich wirklich von vielen Parametern ab.”

Jetzt noch mal reinhören!

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