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Musikunterricht unterwegs mit Claudia Appelt

Online-Musikunterricht im Wohnwagen | mit doozzoo unterwegs durch Europa

In dieser Folge zu Gast war die Diplom Instrumentalpädagogin Claudia Appelt. Sie hat sowohl an Musikschulen Block- und Querflöte gelehrt, als auch seit 2010 an einer Grundschule die Leitung von Klassen sowie diversen Querflöten- und Orchestergruppen übernommen. Momentan ist Claudia mit ihrer Familie quer durch Europa in einem Wohnwagen unterwegs. Wie sie von da aus unterrichtet und welche Erfahrungen sie gemacht hat, teilt sie im aktuellen Interview.

HIER geht es zur Folge! Oder im Podcast Portal eurer Wahl.

Wo bist du momentan unterwegs und wie ist das Ganze zu Stande gekommen?

Claudia: “Aktuell bin ich in Irland. Wir sind Ende Juli letzten Jahres gestartet mit dem Plan, ein Jahr eine Europareise mit der Familie im Wohnwagen zu machen . Unsere beiden Kinder, zwei Mädchen (12 und 15), sind auch noch dabei.

Aus diesem Jahr ist aber mehr geworden, weil wir doch ein bisschen Blut geleckt haben. Mein Mann, der seit der Pandemie ohnehin im Homeoffice arbeitet, kann das auch weiterhin tun. Ich bin noch beurlaubt für weitere drei Jahre.

Dass ich jetzt online unterrichte, war ursprünglich nicht geplant. Das hat sich tatsächlich auf Campingplätzen ergeben, denn erstaunlicherweise sind unglaublich viele Familien für ein Jahr oder langfristiger unterwegs. Viele haben das als Lebensentwurf.

Interessant finde ich, dass die meisten dasselbe erzählen. Die Kinder können alles on the Road machen. Es geht mit der Schule und den vielfältigsten Bildungserfahrungen. Das kann man sich sicher vorstellen, wenn man viele Länder, Städte und Menschen kennenlernt und besucht. Das Einzige, was wirklich schwierig ist, sind regelmäßige Hobbys.

Auf den Campingplätzen habe ich zuerst Schnupperstunden gemacht. Manche sind darauf weitergefahren, wollten aber dabeibleiben. Diese haben daraufhin wieder jemanden kennengelernt und davon erzählt. Jetzt habe ich eine Hand voll Schüler. Damit bin ich im Moment auch ganz gut bedient, weil wir uns hier gut organisieren müssen.”

Wie kann man sich das Leben bei euch im Wohnwagen vorstellen?

Claudia: ”So ein Wohnwagen hat nur einen Raum, mit eigentlich allem, was man zu Hause auch hat. Es ist nur sehr begrenzt. Da mein Mann auch noch arbeitet und meine Töchter Online Schule machen, unterrichte im Moment an zwei Tagen in der Woche vormittags.

Die internationale Online Schule findet nachmittags statt. Die Schüler bestehen aus deutschen Kindern, die jedoch auf der ganzen Welt verteilt sind. Deshalb muss man eine Zeit finden, die damit funktioniert. Das heißt, das Ganze findet zwischen 13:00 und 18:00 Uhr nachmittags statt. Ich fange dann morgens um 9:00 Uhr an und bin um 11:00 Uhr fertig.

Mein Mann arbeitet meistens im Auto. Wir haben noch einen Bulli vorne am Wohnwagen dran. Es war auch schon geplant, dass er durcharbeitet. Der Bulli hat hinten einen Tisch, den man aufbauen kann. Er hat da quasi ein rollendes Büro drin, samt Drucker und allem, was man so braucht.”

Wer sind deine Schüler:innen?

Claudia: “Es sind fast nur Kinder, die im Moment unterwegs sind, nachmittags zur Schule gehen oder Freilerner sind. Ich kannte sowas vorher noch nicht. Ich wäre auch gar nicht auf die Idee gekommen, dass der Bedarf tatsächlich da ist. Vorallem in dieser Menge. Im Raum der Schüler sind oft noch kleinere Kinder, häufig Babys. Das liegt daran, dass meine Zielgruppe im Moment reisende Familien sind. Die sind daher ähnlich vom Platz her eingeschränkt, während sie unterwegs sind. Die Lärmbelästigung erfahre ich dann umgekehrt. Dies anzusprechen ist aber überhaupt kein Problem. Meistens fällt es auch schon von selbst auf.”

Wie gut funktioniert der Online Unterricht? Worauf musst du bei deinen Standorten achten?

Claudia: “Wir stehen nicht immer auf Campingplätzen, sondern gelegentlich auch mal frei. Mein Mann wusste von Anfang an, dass er täglich WLAN braucht. Deswegen haben wir uns einen mobilen Router gekauft.

In jedem Land, wo wir einreisen, kaufen wir uns eine Telefonkarte. Die steuert Landesnetze an. Die Netzabdeckung ist da deutlich besser [als in Deutschland]. Dieser mobile Router funktioniert ganz gut. Momentan sind wir allerdings über das WLAN vom Campingplatz online. Das ist manchmal auch möglich.

Wenn man Online Musikunterricht gibt, ist eine stabile Internetverbindung schon notwendig. Es passiert nur selten, dass es Probleme gibt. Tatsächlich hatte ich vorletzte Woche die Situation, dass der Campingplatz gerade im Umbau gewesen ist. Da gab es häftig Baulärm. Das Online Unterrichten hätte nicht funktioniert, wenn gerade keine Ferien gewesen wären.

Wenn ich unterrichte, bin ich allein im Wohnwagen. Dafür sorgen wir. Es kann passieren, dass ein Kind sagt, es wolle jetzt nicht aufstehen. Dann muss es leise im Bett bleiben. Der Platz hinter der Kamera ist ein kleiner abgetrennter Raum, wo ein Stockbett von den Kindern ist. Wenn die sich da leise aufhalten, geht das auch und es ist nicht im Bild [der Kamera]. Da ich nun auch mit Kopfhöreren arbeite, ist das nach außen ebenso keine große Lärmbelästigung.”

Welche Probleme hat doozzoo für dich beim Online Musikunterricht gelöst?

Claudia: “Bevor ich doozzoo gefunden habe, hatte ich über Skype damals noch ohne Headset gearbeitet. Ich bin da zur Zeit während des Lockdowns ein bisschen reingeworfen worden. Seitdem ich ein Headset benutze, sind meine Schüler deutlich konzentrierter. Ich nehme zusätzlich von außen nicht mehr so viel war. Das empfehle ich auch den Kindern.

Ich habe insgesamt nicht sehr viele Kinder im Online Unterricht. Die meisten sind in der Regel im Grundschulalter. Da ist es sehr wichtig, dass möglichst wenig Ablenkung von außen da ist. Der Nachteil von Online Unterricht bei den Kleinkindern und Anfängern ist definitiv, dass man sich nicht berühren kann.

Die Latenzzeit und dass man rhythmisch nicht unterstützen kann waren früher ein Problem. Du kannst online nur mit Playbacks arbeiten, wenn du unterstützen möchtest. Wenn man das nicht mit doozzoo macht, müssten diese immer von außen eingespielt werden. Die Kinder könnten also nicht alleine Unterricht machen. Die Eltern müssten eine zusätzliche Box daneben stellen und vom Handy Musik abspielen.

Das ist schon doof, weil dann immer Unruhe entsteht. Wenn die Eltern daneben sitzen, ist das für mich auch nicht so schön. Es ist natürlich eine andere Beziehungsebene face to face, ohne dass Mama dabei sitzt. Mit doozzoo kann ich das Einspielen von Playbacks, Metronom etc. übernehmen. Das Kind ist wirklich auf mich fixiert. Das funktioniert tatsächlich sehr gut.”

Hast du didaktisch Änderungen machen müssen, und wenn ja welche?

Claudia: “Erste Stunden bei wirklich absoluten Anfängern habe ich noch nicht gemacht. Gerade die Handhabung des Instruments, der Ansatz oder Fingerhaltung sind schwierig ohne Berührung zu zeigen. Das zieht sich auch durch die ersten Jahre. Da muss dann viel über den Kopf laufen.

Ich arbeite sehr viel mit Visualisierungen. Im Musikunterricht vor Ort wäre es dann mit einer Tafel gewesen oder Zettel auf dem Fußboden auslegen. Zum Lernen vom Notenlesen ist das gut. Die Kinder können selbst herumschieben oder auch selbst Sachen eintragen.

Für mich geht das Musiklernen viel über den Körper. Wenn ich das vergleiche mit dem Unterricht, den ich vorher gemacht habe, ist es total anders. Vieles fällt weg. Einmal fällt das gemeinsame Spiel weg. Dann die rhythmische Unterstützung, die ich anpassen kann, aber auch Körperarbeit. Das wären Atemübungen, sich mal auf den Boden legen, die Atmung spüren oder auch ein bisschen Yoga. Einfach, um dieses Körpergefühl zu entwickeln.

Diese ganzen Dinge muss man anders machen. Was gut funktioniert – gerade im Anfangsunterricht – ist Body Percussion-Schulung. Das kann man auch sichtbar machen.”

Wie sieht dein Set-Up aus und wie hat es sich verändert?

Claudia: “Nicht viel. Im Grunde haben die Kopfhörer schon einen Riesenunterschied ausgemacht. Ich denke immer mal darüber nach, eine zweite Kamera zu besorgen. Ich könnte hier mal meinen Ansatz zeigen oder dort mal meine Finger sichtbar machen. Es wäre schon schön, wenn man zwei Ansichten hätte.

Ich muss dann gucken, wie ich das alles verstaue. Genau genommen findet das Platz unter meinen Socken, wenn ich ehrlich bin. Wenn man die Bank, auf der ich sitze, hochklappt, ist sie komplett voll mit Notenständern, Flöten und allem, was man so braucht.”

Was sehen deine Pläne für die Zukunft aus?

Claudia: “Ich gehe fest davon aus den Online Musikunterricht mit den Kids beizubehalten, wenn ich zurück [nach Hause] komme. Es wird sogar besser, weil ich dann viel mehr Material wie Noten zur Verfügung habe. Ob ich die nächsten drei Jahre noch unterwegs sein werde, weiß ich nicht. Ich habe mich beurlauben lassen, kann das dennoch jederzeit kürzen. Es ist erstmal das Maximum. Wann ich wiederkomme, ist meine Entscheidung. Lehrerbedarf ist ja immer noch überall da.

Die Welt ist groß und persönliche Lebenssituationen sind in unserem System sehr abhängig vom Arbeiten. Wenn man sich da unabhängig machen kann, ist das eine super Sache. Sowohl für Schüler, als auch für Lehrer. Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich gerade finanziell nicht [vom Unterrichten] abhängig bin.”

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