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Ist der klassische Klavierunterricht in Gefahr?

Ist der klassische Klavierunterricht in Gefahr? Online vs. Offline Klavierunterricht.

Liebe:r doozzoo-Blog Leser:in,

heute blicke ich mit Schmunzeln zurück, wenn ich Dir erzähle, dass ich vor ein paar Jahren noch eine Abneigung hatte, meinen Klavierunterricht online anzubieten. 4 Jahre vor der Pandemie wanderten jedoch zwei meiner Salzburger Klavierschüler:innen, die wöchentlich persönlichen Klavierunterricht genossen, nach Sydney (Australien) aus. Gleichzeitig wollten sie mich als Klavierlehrer weiter behalten. Damals war ich als Klavierstudent an der Universität Mozarteum in Salzburg auf die finanziellen Einnahmen angewiesen, um mir mein Klavierstudium finanzieren zu können. Gleichzeitig packte mich die Faszination, meine Schüler:innen auch über die Ferne am Klavier unterstützen zu können.

In der darauffolgenden Woche vereinbarten wir unsere erste Online-Sitzung (damals noch über Skype). Danach war mir klar, dass es zwar funktionieren könnte, es jedoch weitere technische Mitteln benötigt, um einen abwechslungsreichen Klavierunterricht realistisch gestalten zu können. doozzoo kannte ich vor 4 Jahren nicht. Nach ein paar Nächten Recherche baute ich mir ein 360 Grad Streaming Studio auf, um mit der Bild- und Tonübertragung am neuesten Stand der Technik zu sein und meinen Schüler:innen das beste online Lernerlebnis zu bieten. Das Kompliment in der darauffolgenden Session hatte ich so nicht erwartet: “hey Matej, das ist ja cool. Außer, dass du körperlich nicht anwesend bist, ist alles andere wie im klassischen offline Klavierunterricht. Wahnsinn!”, so die Worte meiner Schülerin, sitzend in Sydney vor ihrem Klavier.

Klassischer Klavierunterricht mit Apps versus Einzelunterricht

Die Masterthesis

2 Jahre später war es soweit, meine Masterarbeit stand vor der Tür. Mein Ziel für die Arbeit war, mich tiefer mit Online- und Präsenzklavierunterricht zu beschäftigen. Neben der Untersuchung kostenloser Youtube Lernvideos und diverser auf Lern-Algorithmen basierender Apps auf ihr pädagogisches Konzept, lag der Fokus auf einer 6-monatigen Studie mit zwei Lehrgruppen. 16 Schüler:innen wurden in 2 Gruppen eingeteilt. Ohne musikalisches Vorwissen hatten sie einen Wunsch: Klavier spielen lernen. Ziel war es möglichst authentisch die Lernmöglichkeiten der heutigen Zeit miteinander zu vergleichen. Gruppe A bildete den bis dahin klassischen Klavierunterricht nach: sie erhielten pro Schüler einmal die Woche 30 Minuten Einzelunterricht, von mir persönlich betreut. Gruppe B lernte eigenständig, flexibel mit den aktuellen Lernapps am Markt oder mit Youtube Videos. Wir hatten alle ein Ziel: zu Weihnachten uns gegenseitig ein Weihnachtsstück seiner/ihrer Wahl vorzuspielen. Der Fortschritt wurde per Video und schriftlichen Protokollen sowie Telefonaten festgehalten. Das Endergebnis meiner Studie war überraschend: 

Aus Gruppe A konnten alle 8 Schüler:innen Jingle Bells fließend von Anfang bis Ende fehlerfrei durchspielen. In Gruppe B hatten 3 von 8 Schüler:innen nach 3 Wochen aufgegeben, 4 konnten die rechte Hand halbwegs fehlerfrei spielen und 1 Schüler:in war terminlich verhindert. Ich führte anschließend Reflexionsgespräche mit jedem Schüler:in aus Gruppe B, weil ich wissen wollte, warum


a) 3 Schüler:innen nach 3 Wochen aufgehört hatten

b) der Rest größtenteils nur rechte Hand spielen konnte. 

Alle 8 hatten betont, dass ihnen die pädagogische Struktur auf Dauer gefehlt hatte, sie wussten nicht, was sie im nächsten Schritt üben sollten und Feedback hatten sie ebenfalls vermisst. 

Das weckte den Gedanken: “okay, eine pädagogische Struktur kann man ja auch “vorfertigen”. Man könnte pädagogische Konzepte entwickeln auf der Basis fachlich gut produzierter Lernvideos, sodass die Schüler:innen lernbegleitend ihren Unterricht flexibel gestalten konnten. Zusätzlich sollten Gruppen- und Einzelcoachings mit einem professionellen Partner abgedeckt werden, wo latenzfreies, professionelles Coaching von überall auf der Welt möglich ist. 

So kam ich über meine ehemalige Studienkollegin Aloisia Dauer auf doozzoo. Ich war fasziniert, welche ganzheitlichen, pädagogischen Möglichkeiten doozzoo bietet.” Die Verbindung meiner Pianofly Online Academy und doozzoo ist für jeden:e Schüler:in eine tolle Bereicherung.

Meine Lieblingsfunktion von doozzoo in der online Klavierstunde:

Ich möchte Dir 3 praktische Möglichkeiten mit auf den Weg geben, wie ich meine zwei Lieblingsfunktionen, den Audioplayer und Audiorecorder von doozzoo, mit großer Freude in meinen Einzel- und Gruppencoachings regelmäßig einsetze:

Latenzfreie Playalongs für mehr Musikalität 

In einem Interview sagte Chic Corea mal: “the best progress you make is while playing live with your role model musician. Imagine you want to learn from Herbie Hancock for example, then go and play with him.” Was gibt es besseres als beispielsweise ein Playalong von Herbie Hancock in doozzoo zu importieren und die Klavierstimme in Echtzeit dazu zu spielen? Man bekommt ein Gefühl für die Phrasierung, für die Tonsprache, für den Ausdruck, fürs Timing u. v. m. Da kommt doozzoo perfekt ins Spiel: doozzoo ist das erste und einzige Videokonferenzsystem, welches einen fernsteuerbaren, integrierten Audioplayer anbietet. Dank der Medienbibliothek muss ich zukünftig keine Audiofiles an meine Schüler:innen schicken, sondern kann diese direkt im Unterricht abspielen, sowie das Tempo und die Tonhöhe anpassen. Dabei bleibt die Wiedergabequalität im HQ Modus aufrecht. Doch das Beste: Dank der lokalen Latenzkompensation höre ich Schüler:innen und Playalongs synchron zu einander, obwohl ich den Player weiterhin steuere.

Aufnehmen und Abspielen in Echtzeit 

Stelle Dir folgende Unterrichtssituation vor: Deine Klavierschüler:in lernt gerade eine neue Sonatine von Diabelli oder Mozart, das Zusammenspiel scheint in ihrem aktuellen Lernstadium noch eine Herausforderung zu sein. Hier ist es Hilfreich den Rekorder zu nutzen. Damit nehme ich nebenbei meine linke Hand auf, während ich diese ohnehin meiner Schülerin vorspiele. Anschließend öffne ich das eben aufgenommene und lasse meine Schülerin ihre rechte Hand dazu spielen. Die Schüler:in kann sich entspannt auf ihre rechte Hand konzentrieren, hat das Gefühl “es klingt” und sie hat das Ergebnis stets im Ohr. Ein zusätzlicher Vorteil für alle Lehrenden: mit der Zeit entsteht eine ganze Sammlung an Übungen, die man dann für weitere Schüler:innen nutzen kann.

Pitching von Audiofiles zum besseren Improvisieren / Transponieren 

Nehmen wir mal an, wir wollen das freie Klavierspiel, Improvisieren oder Transponieren üben. Ich habe für meine Schüler:innen einen selbst eingespielten Backingtrack vorproduziert und möchte, dass die Schüler:in eine Melodie um ein bestimmtes Intervall höher oder tiefer spielt. Fürs Üben daheim kann sie sich meinen Audio-Backing-Track entsprechend pitchen und an ihrer Improvisation feilen. Gleichzeitig hat sie in Echtzeit das Feedback, wenn sie ein Stück transponiert üben möchte. Sie hört wunderbar die Abweichung.

Ich freue mich sehr, diesen Blog-Artikel für doozzoo verfasst, meine Erfahrungen mit Dir geteilt zu haben und wünsche allen Instrumentallehrer:innen und Musikschulen weiterhin kontinuierliche Erfolge mit ihren Schüler:innen. Ich hoffe, mit meinem Beitrag wieder ein wenig Inspiration und Motivation in die Welt geschickt zu haben :-) 

Euer Matej

Pianist, Piano-Coach und Gründer von Pianofly 

Über den Autor

Matej Dzido Pianofly

Matej Dzido absolvierte sein Instrumental- und Gesangspädagogik Studium an der Universität Mozarteum Salzburg mit einstimmiger Auszeichnung im Fach Klavier bei Prof. Dr. Stan Ford. Seit 2015 ist er freiberuflicher Produktspezialist und Vorführer diverser Yamaha Tasteninstrumente. Aktuell tourt Matej mit seinem neuesten Konzertprojekt „Beethoven in Havanna“ im In- und Ausland, gibt Workshops und Meisterkurse und ist seit 2021 Gründer der Pianofly Online Academy. Seine Schüler:innen haben bereits mehrfache 1. Preise beim renommierten Jugendwettbewerb Prima La Musica erreicht.

www.pianofly.at

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